Die Berichte

Junin de los Andes - Pucon

Das Zelt muss manchmal dreimal hintereinander klatschnass ein und wieder ausgepackt werden und schuetzt uns doch. wir sind froh bei der Auswahl unserer Ausruestung alles richtig gemacht zu haben.

Im Zickzack-Kurs wenden wir uns Richtung Nordwesten, von Junin de los Andes fuehrt uns eine langgezogene Steigung mit hartnaeckigem Gegenwind auf den Vulkan Lanin und den gleichnamigen Nationalpark zu. Wir schaffen es nicht bis zur Chilenischen Grenze und schlagen uns wort woertlich im knallroten Abendlicht in die Buesche. Im Schutz eines riesigen Baumes, der unser Zelt wie eine Glucke unter seinen Aesten verbirgt, zelten wir - was im Nationalpark eigentlich strikt verboten ist. Im morgen grauen dann entzuecken: Der Gipfel des 3.700 m hohem Vulkankegels ragt majaestaetisch vor uns auf - getaucht in goldgelbe Morgensonne.

Die rabiate Schotterpiste fuehrt nach wenigen Kilometern durch steppenartige Landschaft zur chilenischen Grenze. Uns gehen die Augen auf, als wir in dieser Einoede die Grenzstation sehen: Ein hyper modernes Edelgebaeude, mit acht man voellig ueberbesetzt bei zehn Autos die taeglich passieren. Als wir kurz davor knietiefe Schlagloecher umkurven, entfaehrt mir der: " Da koennt ja einer von dene Kaeuz ema e Schaufel in die Hand nemm!" Und wundere mich, wie sich solche Aussprueche doch vererben.

Petra verwickelt in zwischen den jungen Grenzbeamten in ein wissenschaftliches Gespraech ueber seine ausgestopfte Wildtiersammlung, er vergisst darueber sogar unsere Packtaschen nach Lebensmitteln zu durchwuehlen. Es ist strengsten untersagt von Agentinien nach Chile frische Lebensmittel einzufuehren, wegen angeblicher Krankheitserreger. Das Wasserbecken das die Fahrzeuge von argentinischem Dreck saeubern soll, umkurven wir dann geschickt und jagen die steile Piste Richtung Pucon und dem Lago Villarica zu - Bienvenidos a Chile!

Der Wetterbericht verspricht Regen - zum Glueck - da kann ich naemlich schoen im Bett bleiben. Habe ich gedacht! Petra kommt um 8.00 h ins Zimmer gestuerzt mit den Worten: "Du hast 15 Minuten Zeit es ist ein Traumtag und wir brechen sofort auf, den Vulkan Villarica zu besteigen." Fluchend suche ich meine Hose und finde mich 8 Minuten spaeter auf der Strasse mit einem Bergfuehrer, der mit seine Kappe aussieht wie Dschingis Khan. Petra kommt lachend mit Essensvorraeten fuer die Tour und drueckt mir einen Pappbecher mit heissem Kaffee in die Hand. Kurz darauf kommt auch bei mir "Druck auf den Kessel" und ich bin mir bewusst, welche Gelegenheit wir hier beim schopfe packen. Unstete Wetterverhaeltnisse lassen naemlich manche Aspiranten tagelang warten, den Kegel zu erklimmen.

Im Gaensemarsch perfekt ausgestattet mit Steigeisen, Pickel und grellorangener Goretexmontur stapfen wir dem rauchenden Gipfel entgegen. Einen aktiven Vulkan haben wir aus der Naehe noch nie gesehen. Immer wieder drehen wir uns um und geniessen den Ausblick auf die Weite der Landschaft. In der Tat ein Traumtag, keine Wolke am Himmel. Am Gipfel empfaengt uns ein qualmender, schwefelstinkender Schlund, an dessen Rand es unmoeglich ist zu atmen. Der Moment ist einzigartig, hier ein kochender Topf aus dem Inneren der Erde, um uns herum 80 km Fernsicht, der See glitzernd in gleissenden Licht. Claudio, unser Fuehrer mahnt zum Aufbruch. Tatsaechlich rollt vom Westen her eine Wolkenwand heran, 10 Minuten spaeter sehen wir die Hand nicht mehr vor Augen. De n groessten Teil des Abstiegs erledigen wir rutschend auf dem Hosenboden und mit lauten "Jippiiieh!" Rufen. Wir sind heilfroh, dass wir diese vermeintlich leichte Tour auf den 2.800 m hohen Berg nicht auf eigene Faust angegangen sind. Die Tuecke mit der sich das Wetter aendert hat schon manchen das Leben gekostet.